Projektübersicht

'FarmPath' (Farming Transitions: Pathways towards regional sustainability of agriculture in Europe) ist ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von drei Jahren (März 2011 bis Mai 2014) und wird im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm gefördert.

Das übergeordnete Ziel des Projektes ist es, zukünftige Entwicklungspfade hin zu einer regionalen Nachhaltigkeit der Europäischen Landwirtschaft zu identifizieren und zu bewerten. Es geht um die Frage, welche sozialen und technologischen Innovationen erforderlich sind, um solche Prozesse anzustoßen und zu fördern.

Wozu eine Untersuchung der „regionalen Nachhaltigkeit der Landwirtschaft“?

Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre stellte der Übergang zu einer stärkeren Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ein zentrales Themenfeld der Arbeit von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und Forschungsinstitutionen dar. Zahlreiche Publikationen, einschließlich des „Weißbuchs zur Anpassung an den Klimawandel“ der Europäischen Kommission (2009), betonen die Bedeutung einer stärkeren Nachhaltigkeit der Landwirtschaft, um für zukünftige Herausforderungen gewappnet zu sein. Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft wurde bereits als eines der grundlegenden Prinzipien der EU-Politik etabliert. Der Bedarf für Veränderungen wird zunehmend erkennbar. Es besteht eine steigende Nachfrage der Europäischen Bürger nach öffentlichen Gütern und weiteren Aufgaben, die durch die Landwirtschaft in der EU erbracht werden sollen (z.B. Erzeugung sicherer und qualitativ hochwertiger Lebensmittel, erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe; Erhalt der Umwelt, lebensfähiger ländlicher Gemeinschaften sowie Landschaften mit Erholungswert). Gleichzeitig sind die Europäischen Landwirte konfrontiert mit schwankenden Rohstoffpreisen, mit einer im Wandel befindlichen Subventionslandschaft, mit Risiken von Krankheit und Seuchen und mit extremen Wetterbedingungen. Hinzu kommt, dass junge Leute deutlich seltener den Beruf des Landwirtes ergreifen möchten.

Im Rahmen des FarmPath-Projektes vertreten wir die Auffassung, dass weder ein einzelner landwirtschaftlicher Betrieb noch ein einzelnes landwirtschaftliches Betriebssystem die gesamte Bandbreite der Anforderungen an die Landwirtschaft (an die landwirtschaftliche Produktion und gesellschaftliche Anforderungen) abdecken kann und sollte. Eine nachhaltigere Landwirtschaft lässt sich unserer Meinung nach vielmehr durch eine flexible Kombination von Landwirtschaftsmodellen realisieren. Die Modelle variieren je nach regionaler Kultur, in Abhängigkeit der Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft, nach Diversifizierungspotenzialen, nach ökologischen Aspekten sowie nach historischen Besitz- und Governance-Strukturen. Besonders relevant sind hierbei Ansätze für die Landwirtschaft, die bei jungen Menschen auf großes Interesse stoßen – wir sehen dies als zentralen Bestandteil der sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebssysteme. Literatur

Was verstehen wir unter „Transition hin zur Nachhaltigkeit“?

Im Rahmen des FarmPath-Projektes definieren wir die Nachhaltigkeit von Landwirtschaftssystemen als einen fortlaufenden adaptiven Prozess. Es geht darum, die landwirtschaftlichen Haushalte und Teilnehmer landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten zu ermächtigen, damit sie auf sich verändernde Bedürfnisse und Präferenzen von Verbrauchern und Bürgern reagieren können. Dies soll durch eine flexible Kombinationen von Landwirtschaftsmodellen und die Bereitstellung einer Bandbreite öffentlicher Güter und landwirtschaftlicher Funktionen auf regionaler Ebene geschehen. Transitionsprozesse, oder anders ausgedrückt Übergangsprozesse, sind notwendig zur Entwicklung einer stärkeren Nachhaltigkeit (Darnhofer et al., 2010). Im Rahmen des FarmPath-Projektes beziehen sich Transitionen auf wesentliche Änderungen innerhalb von Funktionssystemen (Kemp und Martens, 2007). Solche Systeme umfassen mehrere Bereiche bzw. Unterbereiche sowie eine Reihe gesellschaftlicher Akteure auf unterschiedlichen Maßstabsebenen. Basierend auf deren Interdependenz und Koevolution finden grundlegende Veränderungen von Gesellschaften oder wichtigen gesellschaftlichen Subsystemen statt. Eine Transition unterscheidet sich somit qualitativ von einer schrittweisen Veränderung, die in ihrer inhaltlichen Reichweite begrenzt ist (betrifft z.B. nicht einen gesamten Sektor oder nicht die Gesamtwirtschaft), in ihrer zeitlichen Reichweite (stellt lediglich eine vorübergehende Erscheinung dar und verfestigt sich nicht) oder in ihrer räumlichen Reichweite (nur in einer bestimmten Region). Transitionen sind das Ergebnis langfristiger grundlegender Veränderungsprozesse, die Prozesse sozialer, ökologischer, ökonomischer, kultureller, technologischer und institutioneller Entwicklungen umfassen (Loorbach und Frantzeskaki, 2009). Voraussetzung für die Entstehung einer Transition ist das Zusammentreffen verschiedener Entwicklungen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene. Dadurch entsteht ein Entwicklungspfad, der auf neuen Praktiken, Technologien, Wissen, der sozialen Organisation von Institutionen sowie unterschiedlichen Leitprinzipien und Werten basiert.

Um der Komplexität und Multidimensionalität von Entscheidungen Rechnung zu tragen ist es notwendig, alternative Optionen im Rahmen eines partizipativen Prozesses abzuwägen (Scoones et al., 2007; Plummer, 2009). Das als erstrebenswert betrachtete System und damit Ziel der Transition muss unterschiedliche (zeitliche und räumliche) Dimensionen sowie eine Vielzahl an Dynamiken und Akteuren umfassen. Nur mittels partizipativer Prozesse ist es möglich, sowohl die berechtigte Unterschiedlichkeit der Perspektiven in angemessener Weise einzubeziehen als auch der mit alternativen Systemen und den dorthin führenden Entwicklungspfaden verbundenen Unsicherheit zu begegnen (Darnhofer und Loibl, 2007). Ein wichtiger Schritt in diese Richtung besteht folglich darin, zukünftige Transitionspfade zu identifizieren und zu bewerten, d.h. Vorstellungen von nachhaltigen zukünftigen Entwicklungslinien herauszuarbeiten. Dies setzen wir im Rahmen des Projektes durch einen transdisziplinären Ansatz um, bei dem Schlüsselpersonen direkt in den Forschungsprozess eingebunden werden.  Referenzen

Budget und Finanzierung von FarmPath

Das Gesamtbudget für das FarmPath Projekt beträgt €2 078 072. Davon werden 72% (d.h. €1 498 893) von der Europäischen Kommission finanziert, der Rest wird von den Projektpartnern finanziert.
 

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